Vereinsgeschichte
Persoenlichkeiten


Joachim Müller

Joachim Müller machte, was er wollte.

Ein Querkopf und genialer Fußballer - Achim MüllerDie FuWo traf den Nagel auf den Kopf. Er machte wirklich, was er wollte. So hieß einst die Schlagzeile der Fachpresse, und so könnte man auch sein sportliches Leben beschreiben.

Im vorweihnachtlichen Schneegestöber des Dr.-Kurt-Fischer-Stadions des Jahres 1981 demontierte der FCK eine stark besetzte Magdeburger Elf, so wie man es sonst nur mit den ostdeutschen Betrieben der Wendezeit erlebte. Die Heyne, Streich und Steinbach wurden komplett an die Wand gespielt, dort zerlegt und mit 5:0 in die Festtage entlassen. Und Regisseur Müller erhielt ein besonderes Präsent unter den Baum. Eine FuWo "10"! Die höchste aller Bewertungen, nur ganz selten vergeben. Der Ex-Nationalspieler hatte es wieder allen gezeigt. Erst im Jahr vorher erlebte er den Tiefpunkt seiner Karriere, als er an Frank Terletzki scheiterte und nicht mit zur Moskauer Olympiade fahren durfte. Bereits zur WM 1974 stand er im erweiterten Aufgebot, konnte oder durfte sich in den Folgejahren aber nie international durchsetzen. "Mir fehlten drei Dinge: Schnelligkeit, Durchsetzungsvermögen und das Parteiabzeichen", erzählte Müller, der sich nie verbiegen ließ, später über diese Zeit. Bereits seine langen Haare paßten nicht zu einer sozialistischen Sportlerpersönlichkeit, so daß von seinen präzisen Pässen und Eckbällen sowie zahlreichen Feldtoren und verwandelten Elfmetern in den Folgejahren nur noch der FCK profitierte.

Das Karl-Marx-Städter Mittelfeld gehörte fast 15 Jahre ihm allein. Mitspieler stellte man Müller zur Seite. Ob Namensvetter Andreas, Talent Peter Mäthe oder Mario Neuhäuser, ohne den Supertechniker lief fast nichts. Fast nach Belieben ließ er Kontrahenten aussteigen und bediente zentimetergenau seine Stürmer. In die Bezirksstadt kam Joachim Müller im Meisterjahr 1967, wo er an der Kinder- und Jugendsportschule das Abitur ablegte. Nach dem bitteren Abstieg und Zerfall der Mannschaft warf Neu-Trainer Heinz Weber 1970 ein hochmotiviertes 18jähriges Talent in kalte Ligawasser. Der Juniorenauswahlspieler bedankte sich und schoß in 25 Spielen 12 Tore. Der FCK stieg wieder auf. JM wird von FCM-Torwart Heyne nach dem verlorenen Pokalfinale 1983 (0:4) getröstet.Mit Begeisterung erinnert er sich noch heute an große Spiele wie jenes gegen Magdeburg oder das 4:0 gegen Aue im April 1973, als Müller ein sensationelles Hacken-Tor schoß. Trotz seiner hohen Fußballkunst blieb Joachim dem Verein treu und wechselte nie nach Dresden oder Leipzig. Ein Kreuzbandriß im März 1986, zugezogen beim Training, beendete schließlich die Laufbahn. Vor dem Heimspiel gegen Wismut Aue am 18.4.1987 verabschiedete man den 5fachen Nationalspieler vom aktiven Sport. Für viele der zahlreichen Zuschauer ein sehr trauriger Moment. Müller blieb aber seinen Chemnitzern erhalten und betreute bis 1993 den klubeigenen Nachwuchs , aus dessen Reihen mit Rico Steinmann ein würdiger Spielmacher-Nachfolger folgte. Ebenso gründete er 1997 den CFC-Förderverein Jugend/Soziales/Sport und zog auch als späterer Trainer des Regionalliga-Teams seine Linie als Nachwuchs-Förderer durch.

Joachim Müller wechselte ins Geschäftsleben und betreibt noch heute einen Sport-Shop in der Chemnitzer Innenstadt. Zusätzlich organisierte er Fußballcamps (East Side), das beliebte Oldie-Hallenfußballtunier mit prominenten Gästen und rettete fast nebenbei den VfB Chemnitz vor dem Abstieg. Im Frühsommer 2003 überwarf er sich mit Steinmann, der inzwischen ins CFC-Management aufgestiegen war. Als Trainer des CFC war Müller auf einmal nicht mehr gefragt und mußte einem Nachfolger Platz machen. Obwohl nur als zweite Lösung geholt, leistete er gute Arbeit und rettete die Mannschaft vor dem Sturz in die Viertklassigkeit. Zumindest die Art und Weise der Trennung und des Umgangs mit der Fußball-Legende ließ einige Fragen offen. So beschloß dieser dann auch, "höchstwahrscheinlich nicht" mehr ins Stadion zu gehen. Der Rebell macht noch heute, was er will.

Glaubt man den Schweizer Zeitungen so wird Achim demnächst einen neuen Job im Land der Eidgenossen antreten. Beim Erstligisten FC Wil, wo Igor Belanow, Fußballer des Jahres 1986, das Sagen hat, ist Müller der Wunschkandidat für den Trainerposten.

(Stand 04.12.2003)

Zur Person:

Geboren am 15.Juli 1952 in Zwickau
Verheiratet, zwei erwachsene Söhne
Beruf: Diplom-Sportlehrer
Mitglied im Bund Deutscher Fußballlehrer

Karriere:

als Spieler:

Erster Verein: TSG Rodewisch
Beim FCK seit: 1.9.1967
Erste Punktspiele: DDR-Liga 1970/71 (25 Spiele/12 Tore)
Erstes OL-Spiel: 28.8.1971 gegen Union Berlin (1:1)
340 OL-Spiele (54 Tore), insgesamt 418 Pflichtspiele
Erstes OL-Tor: 4.9.1971 gegen Zwickau (1:1), verwandelter Handelfmeter

Erfolge:

· Fünf A-Länderspiele
· Zwei B-Länderspiele
· 11 (26) Olympia-Auswahlspiele
· 27 Juniorenländerspiele
· Junioren-Vizeeuropameister 1969
· Junioren-Europameister 1970
· 33 Nachwuchsländerspiele
· U23-Vizeeuropameister 1974
· "Junge Welt"-Pokalsieger 1968

Trainerlaufbahn

12/2000 - 6/2001 Trainer VfB Chemnitz
11/2002 - 6/2003 Trainer Chemnitzer FC
seit 12/2003 FC Wil (Schweiz)

Bilder: 20 Jahre FCK (1986), FUWO, PES

Achim als Trainer der Himmelblauen

Im Herbst 2002 beerbte Achim Müller den Dresdner Matthias Schulz als Trainer des CFC


zurück