Vorbericht

9. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:1
SV Babelsberg 03
SV Babelsberg 03

Comeback der "Babelszwerge" auf der Fischerwiese...

von Timo Görner

...nach knapp 2 Jahren. Damals begegneten sich der Chemnitzer FC und der SV Babelsberg 02 in der 4. Liga. Der CFC siegte auch dank eines feinen Freistoßtores von Chris Löwe mit 2:1. 03 kam damals schwer in die Gänge, stieg aber am Ende recht souverän auf. Damals waren wir "noch nicht soweit".

Die letzten Jahre unseres Gegners

2003 war der Verein am Tiefpunkt. Als Zweitligaabsteiger musste der SVB Insolvenz anmelden und stieg am Ende auch sportlich als 16. in die Oberliga ab. 4 Jahre verbrachten die Potsdamer dort bevor 2007 der Staffelsieg gelang und somit die Rückkehr in die drittklassige Regionalliga Nord. Dort hatte Babelsberg das Pech in die Relegationssaison zur 3. Liga zu geraten. 5 Plätze und vor allem 19 Punkte fehlten zum Sprung in die neue Spielklasse. Die Regionalliga Nord blieb die Heimat, jetzt aber nur noch als 4. Liga. Die 3. Liga galt weiter als Ziel, nach Platz 3 in der Spielzeit 2008/2009 ging es schon 1 Jahr später klar nach oben - 03 war zurück in Liga 3. Hier sicherte sich der SVB nach einer sportlich wechselvollen Saison mit Platz 13 frühzeitig den Klassenerhalt. Die größeren Probleme begannen hingegen nach dem Saisonfinale außerhalb des Rasens.

Die letzte Saison unseres Gegners

Ziel war der Klassenerhalt, der ausgehend von den drei „normalen Absteigern“ bereits am drittletzten Spieltag perfekt gemacht wurde. Danach sah es über einige Strecken der Saison nicht aus. Zumindest konnten die Blau-Weißen immer einen Abstiegsplatz vermeiden, nach Runde 28 und 29 war man allerdings mit Platz 17 nur knapp über dem Strich. Rang 6 nach 5 Spieltagen war das Beste, was man zu bieten hatte. Kurz vor der Winterpause ging es schrittweise nach unten - die erste richtig schwierige Phase. Grundstein für den Klassenverbleib waren relativ ausgeglichene Hin- und Rückrunden mit jeweils 21 und 25 Zählern. Das ist nicht berauschend, aber eben auch nicht schlecht. Die Heimbilanz fällt mit 8 Siegen und 7 Niederlagen knapp positiv aus. Auswärts konnte Babelsberg 4 Duelle für sich entscheiden, u. a. beim späteren Zweitligaaufsteiger Dynamo Dresden (1:0) den man immerhin 4 Punkte abknöpfen konnte. Die Heimspiele gegen Stuttgart (3:0), Offenbach (2:0) und Jena (3:1) ließen ebenfalls aufhorchen. Tiefpunkte waren das Heimdebakel gegen Unterhaching (0:4) und der Auftritt bei „Fast-Absteiger“ Bremen (0:1). 39:47 Tore sprechen für eine ausbaufähige Offensive und eine einigermaßen solide Defensive.
Den Landespokal holte sich 03 durch ein 3:0 bei Landesligist VfB Hohenleipisch 1912. Im DFB-Pokal scheiterte man in Runde 1 knapp am VfB Stuttgart mit 1:2. Der wiederum später den CFC aus dem Rennen warf.

Delegierungen für diese Saison bislang

Der Kader wurde deutlich verändert. 15 kamen - 13 sind nicht mehr dabei. Aus der Abwehr wechselten mit dem Kroaten Igor Jovanovic (22) - nach nur einem halben Jahr in Babelsberg – und dem Libanesen Joan Oumari (23) gleich 2 Akteure nach Erfurt. Marcus Hoffmann (23) hielt es ebenfalls nicht lange aus, RB Leipzig kauften den Ex-Plauener mit 150.000 EUR aus dem Vertrag heraus. Auch Robert Paul (26/Zwickau) blieb nur für 1 Jahr, ging in die Oberliga Nordost-Süd. Kai-Bastian Evers (21) blieb ebenfalls „Kurzarbeiter“. Aus dem Mittelfeld wechselte unser Ex-Kicker Anton Müller (27) eine Etage tiefer zum HFC. Tom Schütz (23/Bielefeld) blieb drittklassig. Süleyman Koc (22) und Hendrik Hahne (25) haben keinen neuen Arbeitgeber. Für den Angriff verlor Babelsberg seinen besten Torschützen Guido Kocer (22/6) an Erzgebirge Aue. Mit 6 Monaten Verweildauer kann man noch den Norweger Geir André Herrem (23) erwähnen, der in der ersten Liga Estlands anheuerte. Den größten Aderlass gab es in der Abwehr, wo das Gerüst sich anderweitig orientierte.

Bei 11 Abgängen, die wenigstens über weite Strecken Stammkader waren. mussten sich die Babelsberger neu aufstellen. Besonderes Augenmerk galt der Abwehr. Dabei gelangen interessante Verpflichtungen. Sebastian Rauch (29/Tor) kam aus der II. Für die Abwehr holte man Florian Grossert (26) von Dynamo Dresden - dort ohne Durchbruch. Dazu wechselte der Polen Mateusz Szczur (21) aus deren 2. Liga nach Potsdam. Dazu kamen der Franzosen Mickaël Nelson (21/HSC Montpellier), Matthias Kühne (23/SV Elversberg 07), der US-Amerikaner Amaechi Igwe (21/ Ingolstadt 04) sowie Rico Morack (23/Hertha BSC II). Im Mittelfeld finden sich vor allem Spieler aus Nachwuchsteams. Aus Rostock kam der Russe Sergej Evljuskin (23). Er war von 2005 bis 2010 in Wolfsburgs II. aktiv und danach zu Hansa gewechselt, wo ihm allerdings auch nur Kurzeinsätze blieben. Dennis Lemke (22) versucht sein Glück nun in Babelsberg nach zuletzt 2 wenig berauschenden Jahren in Braunschweig und Jena. Dazu kommen Benjamin Kauffmann (21/Ingolstadt 04 II), David Hollwitz (22/Union Berlin II), Christian Groß (22/HSV II), Daniel Scheinig (23/Falkensee-Finkenkrug) aus Regional- und Oberliga. Im Sturm konnte man mit Markus Müller (23) den „Edel-Joker“ aus Halle einbinden. Ferner holte Babelsberg den Franzosen Malick Bolivard (24) aus Rostock, der sich wie Evljuskin beim FC Hansa nicht etabliert.

Der Trainer

Dietmar Demuth (56) ist seit mittlerweile fast 4 Jahren der Cheftrainer der 1. Mannschaft. Sein Vertrag endet im Juli des kommenden Jahres. Er hat das Vertrauen der Vereinsführung mit der stark veränderten Mannschaft die Klasse zu halten.

Die Mannschaft

Im Tor herrscht Kontinuität. Marian Unger (27) war in den letzten 3 Jahren die Nr. 1 und ist dies auch derzeit. Die Abwehr sieht derzeit Florian Grossert (23), Matthias Rudolph (31), Matthias Kühne (23), Ronny Surma (23) vorn. Im Mittelfeld bilden Amaechi Igwe (23), Julian Prochnow (25), der Ukrainer Anton Makarenko (23) und Benjamin Kauffmann (21) das Gerüst. Dazu kommt „Inventar“ Almedin Civa (39). Der Bosnier spielt abzüglich einer Auszeit zwischen 2004 und 2007 seit dem Jahr 2000 in Babelsberg. Er ist mittlerweile vorwiegend Ersatzspieler. Im Sturm hatten zuletzt Markus Müller (23) und Dominik Stroh-Engel (25) das größte Vertrauen. Malick Bolivard (24) ist nur die Nr. 3, ihm sitzt Nicolas Hebisch (21) im Nacken – in der Schlußphase der Vorsaison gesetzt. Kaufmann ist mit 3 Treffern der Torjäger, dahinter stehen Grossert, Müller und Stroh-Engel (je 2).
Mit 24,6 Jahren im Schnitt hat man einen altersmäßig durchschnittlichen Kader, der trotz der massiven Finanzprobleme nach der letzten Saison durchaus gut aufgestellt ist. Dennoch muss sich der SV Babelsberg wohl damit eher auf die unteren Regionen der Tabelle orientieren.

Die aktuelle Saison bislang

Positiv: Der SVB hat von 8 Spielen erst 2 verloren. Negativ: auch nur 1 gewonnen und ist seit nunmehr 6 Spielen ohne Sieg. Der Start gelang mit den ersten 3 Begegnungen ohne Niederlage. Speziell im 1. Heimspiel gegen Erfurt (3:0) konnte man die Fans zufrieden stellen. Dazu kamen 2 Remis in Bayern (Burghausen und Regensburg/1:1). Seitdem regiert aber eher der (leichte) Abwärtstrend. Gegen Saarbrücken kassierte man die erste Heimpleite (1:3) nach zuvor 6 Begegnungen im „Karli“ ohne Niederlage. Auswärts konnte man den Nimbus wahren und ist bislang ungeschlagen. Hier wurden mittlerweile 4 Unentschieden erreicht. Kurioserweise alle jeweils mit 1:1 bei durchaus guten Gegnern (Offenbach, Münster). Die Säge klemmt eher zu Hause. Gegen Unterhaching blieben die Potsdamer ebenfalls ohne Punkte (1:2). Nach dem CFC folgen zwei „richtungsweisende“ Heimspiele gegen Oberhausen und Sandhausen bevor es nach Jena geht.
Im DFB-Pokal scheiterte 03 erneut in Runde 1, an Zweitligist Duisburg (0:2). Im Landespokal schlug Babelsberg Landesligist Victoria Templin klar mit 4:0, trifft in Hauptrunde 2 auf den Sieger aus der Partie Askania Schipkau gegen den Frankfurter FC Viktoria.

Prognose

Für 03 wird es erneut eine schwere Saison, der Klassenerhalt wäre ein großer Erfolg. Nur wenn die Zugänge gut einschlagen und die verlorenen Kicker ersetzen können, ist er zu schaffen. Demuth ist es aber zuzutrauen eine schlagkräftige Mannschaft zu formen. Problematisch kann die bislang fehlende Heimstärke sein. Tipp: Platz 14 bis 17.

Das Umfeld

Der Jubel über den Klassenerhalt war noch spürbar, die Saison wenige Tage vorbei als Fans und Freunde der 03er von Nachrichten über die mögliche zweiten Insolvenz nach 2003 geschockt wurden. Grund war die Verweigerung von Sponsoren angesichts von Vorwürfen gegen den Chef des Aufsichtsrates Peter Paffhausen, die in einem Untersuchungsausschuss gipfelten. Paffhausen wurden als Geschäftsführer der Potsdamer Stadtwerke (SWP) attackiert. Es ging um Grundstücksverkäufe des Landes und Sponsoring für Sportvereine. So fehlten im bei der Lizenzierung angegebenen Etat von 2,7 Mio. EUR mal eben rund 1,3 Millionen. Die Auflagen des DFB waren somit nicht zu erfüllen. Teilweise erfuhren die Spieler im Urlaub davon. Demuth stellte jeden frei sich einen neuen Verein zu suchen. Es drohte sogar der Absturz in die Oberliga. Tagelang wurde gebangt, war mal die Rede von der „kompletten Rettung“, dann wieder nur „Insolvenz vermieden, aber Rückzug in die Regionalliga oder tiefer“ bis zum totalen Aus. Problematisch war auch, dass die Stadt Potsdam einen vereinbarten Zuschuss für das Stadion von 150.000 EUR im Jahr immer wieder zurückgehalten hatte. Dazu war Vereinschef und Ex-Minister Rainer Speer aufgrund privater Verfehlungen ins Kreuzfeuer geraten, wegen deren er 2010 zurück treten musste.
Die drohende Insolvenz brachte das Fass für die Fans zum Überlaufen, Paffhausen und Speer wurden schließlich Ende Mai zum Rücktritt gezwungen. Maßgeblicher Vorwurf: „fehlende Transparenz“. Mit Thomas Bastian übernahm ein neuer Mann das Ruder. Unter seiner Leitung wurde das Wunder der Rettung mit dem Verbleib in Liga 3 geschafft. Eine Bank stopfte die beträchtliche Etat-Lücke mit einer Bürgschaft, wenige Stunden vor Ablauf des DFB-Ultimatums. Das ist ein großer Erfolg, auch dank der bekannt engagierten Fans.
In der vergangenen Spielzeit bevölkerten rund 2.800 Zuschauer im Schnitt das „Karli“, derzeit sind es 2.463. Damit liegt Babelsberg eher am Ende der Zuschauertabelle. Wie in Jena sind es die „Ost-Derbys“, die „ziehen“. Gegen Hansa kamen rund 7.000, Dynamo Dresden mobilisierte 6.800. Braunschweig war mit 4.200 auch noch deutlich über dem Schnitt. Das letzte Heimspiel gegen Unterhaching verfolgten hingegen nur 1.800 zahlende Besucher. Erfurt sahen rund 3.500.
9. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Mittwoch, 14. September 2011, 18:30 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 5.046
Schiedsrichter: Dr. Kunzmann (Niederaula)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC SV Babelsberg 03
14Tabellenposition15
10
8
1,3
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
8
8
1,0
3 (37,5%)
4 (50,0%)
Siege
Niederlagen
1 (12,5%)
2 (25,0%)
10 : 13
1,3 : 1,6
Tore
Tore pro Spiel
11 : 11
1,4 : 1,4
2:0 gegen Kickers Offenbach (H)Höchster Sieg3:0 gegen FC Rot-Weiß Erfurt (H)
0:3 gegen SpVgg Unterhaching (A)Höchste Niederlage1:3 gegen 1. FC Saarbrücken (H)
S-n-N-S-sDie letzten SpieleN-u-U-u-N
2 Siege in Folge
2 Spiele in Folge ungeschlagen
Aktuelle Serien6 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1041515:15
Heimspiele52128:5
Auswärtsspiele52037:10
Ligaspiele1041515:15
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1997/1998Regionalliga Nordost16. SpieltagSV Babelsberg 03 - Chemnitzer FC1:2 (0:2)
1997/1998Regionalliga Nordost33. SpieltagChemnitzer FC - SV Babelsberg 031:1 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost1. SpieltagSV Babelsberg 03 - Chemnitzer FC0:2 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost18. SpieltagChemnitzer FC - SV Babelsberg 034:0 (0:0)
2002/2003Regionalliga Nord15. SpieltagChemnitzer FC - SV Babelsberg 030:1 (0:0)
2002/2003Regionalliga Nord32. SpieltagSV Babelsberg 03 - Chemnitzer FC4:2 (0:2)
2008/2009Regionalliga Nord8. SpieltagChemnitzer FC - SV Babelsberg 031:2 (0:1)
2008/2009Regionalliga Nord25. SpieltagSV Babelsberg 03 - Chemnitzer FC3:1 (2:1)
2009/2010Regionalliga Nord2. SpieltagChemnitzer FC - SV Babelsberg 032:1 (1:0)
2009/2010Regionalliga Nord19. SpieltagSV Babelsberg 03 - Chemnitzer FC2:0 (0:0)