Spielbericht

15. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2006/2007
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:1
VfB Germania Halberstadt
VfB Germania Halberstadt

Chemnitz hat schwer an "Halberstädter" zu kauen

von Erik Büttner

Man muss in dieser Spielzeit schon pünktlich zu einem einem Spiel des Chemnitzer FC erscheinen. Ansonsten könnte es passieren, man verpasst Tore. Denn der CFC mausert sich zum Frühstarter der Liga. Auch gegen den VfB Germania Halberstadt lag der Ball wieder kurz nach Spielbeginn im Kasten des Gegners. Statistisch gesehen, treffen die Himmelblauen damit in genau jedem 3. Spiel (5x in 15 Partien) während der ersten 7 Spielminuten ins Tor.

In der himmelblauen Startformation fehlte wie schon in Dessau Stefan Schumann, der aber diesmal nach seiner 5. Gelben Karte komplett pausieren musste. Deshalb schickte CFC-Trainer Joachim Müller die auch schon in der Vorwoche erfolgreiche Elf ins Rennen. Jedoch musste bereits nach einer Viertelstunde David Sieber ausgewechselt werden, nachdem er sich bei einem Zweikampf eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Auf Seiten des Gegners fehlten VfB-Trainer Thomas Pfannkuch drei Stammspieler.

Und wie schon eingangs erwähnt, erwiesen sich "Müllers Mannen" bei Anpfiff wieder hellwach. Baumann spielte aus dem hinteren Mittelfeld einen Ball weit in die Spitze auf Kellig. Das Leder prallte vom abwehrenden VfB-Verteidiger an Kelligs Rücken und ihm nach einer Drehung genau vor die Füße. Schuss - Tor - Jubel. Zwei Minuten waren da gespielt.
Doch wer jetzt dachte, Chemnitz spiele die Begegnung ruhig runter und tut vielleicht noch etwas für das Torverhältnis, sah sich getäuscht. Denn Halberstadt drängte auf den Ausgleich und der CFC zeigte sich nicht gerade durch die Führung gestärkt. Teils lässig, teils unkonzentriert wurden die Pässe gespielt und landeten damit immer wieder in des Gegners Beine. Und so hätten sich die Hausherren über den Ausgleich nicht beschweren dürfen, Chancen dafür hatten die Germanen allemal. So verpasste zum Beispiel Binsker kurz vorm Tor einen Pass von Reitzig nur knapp (14.). Andere brenzlige Situationen konnten kurz vorm Torschuss eines VfBers gerade noch geklärt werden.
Aber auch Chemnitz hatte seine Möglichkeiten, den Spielstand auszubauen. Die besten hatten Schlosser, der per Kopf eine Wölfel-Flanke knapp neben das Tor setzte (25.) und Sambou, der einen von Kellig durchgelassenen Wölfel-Pass ebenfalls knapp neben das Tor schob (40.). Erwähnenswert außerdem: Ein Freistoß, den Boris Tomoski aber nicht scharf genug auf das Gehäuse zog.

Mit 1:0 ging es dann in die Pause. Der Spielstand ging zwar so weit in Ordnung, war aber keineswegs souverän. Deutliche Trainerworte in der Kabine und eine Schippe mehr an Einsatz und Konzentration waren für die 2. Halbzeit dringend nötig. Was in der Kabine gesagt wurde, ist unbekannt. Aber mehr Gas gaben die Himmelblauen zunächst nicht. Statt dessen legte Halberstadt einen Zahn zu und damit auch Sorgenfalten in die meisten Gesichter der 3009 Zuschauer auf der Fischerwiese. Vom Spielverlauf her nicht verwunderlich war es, dass 6 Minuten nach Wiederanpfiff Schieri Hofmann Tor für Halberstadt signalisierte, auch wenn seine Entscheidung höchst umstritten war. Denn ein Halberstädter ging bei einer hohen Flanke in den Zweikampf mit CFC-Torwart Sebastian Klömich, der dadurch den Ball nicht sichern konnte. Gottwald schob anschließend den zu ihm gekommenen Ball über die Torlinie. Der Treffer sorgte für reichlich Diskussion auf den Rängen. Erstens hatte sich Chemnitz den Ausgleich durch seine Spielweise selbst eingebrockt. Doch das Zustandekommen erinnerte auch stark an das nicht anerkannte 2:2 in Chemnitz’ Spiel gegen Plauen...
Aber das 1:1 hatte auch seine guten Seiten. Denn jetzt endlich realisierten die 11 Chemnitzer auf dem Platz, dass sie den die 3 Zähler nicht einfach so im Vorbeigehen einsacken konnten. Und relativ schnell führte das zum Erfolg: Thönelt scheiterte nur Sekunden nach Halberstadts Treffer mit einem Volleyschuss an VfB-Torwart Kischel. Auf der anderen Spielfeldseite musste Thönelt aber auch seine ganze Defensivkunst aufbieten, um den auf Klömich zustürmenden Reitzig am Torerfolg zu hindern und das auch noch ohne ein folgenschweres Foul zu begehen. Das solch eine Szene auf den Traversen nicht gerade für Begeisterung sorgt, dürfte klar sein. Aber es gab ja auch folgenden Spielzug: Nach einem schnell ausgeführten Freistoß schnappte sich Kunert den Ball, raste die Seitenlinie hinunter, flankte in die Mitte, dort stand Baumann und köpfte unbedrängt ein. Der Torschrei der 3.000 übertönte nur knapp das Plumpsen der Steine, die von den himmelblauen Herzen fielen.
Und Chemnitz beschränkte sich nun nicht wie noch im ersten Durchgang auf die Sicherung des Ergebnisses. Druckvoll drängten die Sachsen auf das 3. Tor. Aber noch war auch Halberstadts Kampfgeist nicht gebrochen. Und das auch nicht, als sich Kopp nach einem etwas heftigen Foul an Kunert zum 2. Mal in dieser Partie Gelb einhandelte und damit Feierabend hatte. Chemnitz Verteidigung musste stets hellwach sein, um sich nicht weitere brandgefährliche Konter einzufangen.
Ungeachtet dessen war der CFC klar Herr im eigenen Haus und dem 3. Tor näher, als die Gäste dem Ausgleich. So verpasste Kellig einen Sinaba-Pass nur knapp (82.), eine Minute später klatschte ein Kopfball von Sambou an die Latte. Und schließlich konnte auch Kellig mit einem weiteren Kopfball nicht für die Entscheidung sorgen (88.) sorgen. Deshalb wurde es kurz vor dem Spielende noch einmal brenzlig, als eine Flanke von Sommermeyer auf die Querlatte des von Klömich bewachten Tores tropfte. Und so nützte dann aller durchaus anerkennenswerter Kampfgeist der Anhaltiner nichts. Auch die 3 Punkte dieser Begegnung gingen an den Chemnitzer FC.

Die Gäste aus Halberstadt unterstrichen mit dem 1:2 trotz ansprechender Leistung ihre Schwäche auf fremden Plätzen (6 Niederlagen in 8 Begegnungen). Für die Himmelblauen war der mit einer mittelprächtigen Leistung erzielte Sieg der 3. Erfolg in Serie bei 4 ungeschlagenen Spielen in Folge. Doch diese vor allem in den letzten Heimspielen zu sehenden, nicht gerade rosigen Leistungen scheinen zur Zeit trotzdem für volle Erfolge auszureichen. Auch im kommenden Spiel gegen Rot-Weiß Erfurt II ist sicherlich keine enorme Steigerung nötig - mehr darf es trotzdem sein. Denn Erstens kann die Mannschaft ihre in den letzten Jahren oft gescholtene Anhängerschaft nicht oft genug verwöhnen. Zweitens würde ein deutlicher Sieg auch das Torverhältnis aufpolieren. Und Drittens wartet mit Meuselwitz gleich am ersten Spieltag im neuen Jahr ein Gegner, der den himmelblauen Mannen alles abverlangen wird.
Dabei liegen die Schwächen der Chemnitzer Mannschaft weniger im Können, als viel mehr bei der Fähigkeit ein komplettes Spiel mit klarem Kopf zu absolvieren. Die letzten Spiele haben oft gezeigt, dass die himmelblaue Elf während einer Partie grottige, aber auch bärenstarke Phasen aufweist. Sicher spielt hier auch die Jugendlichkeit der Mannschaft eine Rolle, der natürlich noch etwas die Erfahrung und Abgeklärtheit fehlt. Doch z.B. ein Tobias Becker agiert nun schon seit mehr als 2 Jahren in der 1. Mannschaft. Von ihm darf deshalb deutlich mehr erwartet werden, als was er gegen Halberstadt gezeigt hat. Marco Wölfel scheint dagegen langsam zu einer stabilen Form zu finden. Und mit Danny Troschke lauert auf der Bank ein Junge auf seinen Durchbruch, auch wenn er noch nicht den gleichen offensiven Druck wie die David Sieber aufbauen kann.
Alles in allem muss dem himmelblauen Anhänger vor dem letzten Spiel des Jahres gegen Erfurt II nicht bange sein. Die Winterpause sollte dann aber intensiv genutzt werden, um sich für die schweren Duelle des Frühjahrs zu rüsten.

Wertung: 3,5 (Nach einer Stunde begann Chemnitz endlich Fußball zu spielen)

Beste Himmelblaue: Kellig, Baumann

15. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2006/2007
Samstag, 02. Dezember 2006, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 3.009
Schiedsrichter: Hofmann (Dachwig)
Chemnitzer FC
T Klömich
A Sieber (14. Troschke)
A Kunert
A Baumann
A Thönelt
M Becker
M Tomoski (61. SinabaGelbe Karte)
M WölfelGelbe Karte
M Sambou
S Schlosser (61. Bachmann)
S Kellig

Trainer: Müller
VfB Germania Halberstadt
T Kischel
A Heckeroth
A Vandreike
A Thiele
A Pölzing
M Sommermeyer
M Gottwald
M BinskerGelbe Karte
M Werner (74. Kreibich)
S Reitzig
S KoppGelbrote Karte

Trainer: Pfannkuch
Tore
1:0 Kellig (2.)
1:1 Gottwald (51.)
2:1 Baumann (60.)