Spielbericht

33. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:1
FC Rot-Weiß Erfurt
FC Rot-Weiß Erfurt

Wie die Mannschaft, so der Verein

von Erik Büttner

Im Prinzip ist es verschwendete Zeit noch Berichte über CFC-Spiele zu schreiben. Denn die Kernaussage ist Woche für Woche die selbe, lediglich die Anzahl der Tore variiert noch. So auch gegen Erfurt. Die Himmelblauen verloren mit 0:1 gegen den FC Rot-Weiß und spielten wie (fast) immer: Bemüht, aber ohne die grundlegendsten Dinge des Fußballspiels zu beherrschen, bzw. anzuwenden und vor allem auch ohne Biss. Und so verlieren die Chemnitzer dann auch gegen Mannschaften wie Erfurt, die mindestens genauso miserabel spielen.

Chemnitzer FC gegen den FC Rot-Weiß Erfurt, das ist ja auch ein Derby, zumindest, wenn die eigentlichen Lokalrivalen in weit entfernten Ligen spielen. Von Derbyatmosphäre war aber allenfalls noch was auf den Rängen zu spüren. RWE hatte (mit Geld) eine große Anhängerschaft mobilisiert. Etwa 1500 Rot-Weiße begleiteten ihre Mannschaft mit nach Sachsen. Die hatten dann auch einen schönen Nachmittag, sieht man mal von den kurzen Regenschauern zwischen Sonnenschein ab. Die Erfurter Fans stimmten sich schon mehr als eine halbe Stunde vor dem Anpfiff lautstark auf die Partie ein und gewann dann auch das Gesangsduell gegen die Chemnitzer Südkurve, die ebenso wie ihre Mannschaft bemüht, aber einfallslos agierte.

Die himmelblauen Akteure auf dem Rasen, ohne den gesperrten Boris Tomoski und mit dem in Pirna erfolgreichen Marco Wölfel in der Startformation, nahm das Spiel vom Anpfiff weg in die Hand. Nach 5 Minuten lag der Ball im Erfurter Tor. Schiedsrichter Metzen verweigerte jedoch die Anerkennung, da er ein Handspiel von Vorbereiter Lenk ausgemacht hatte, zu unrecht, wie die TV-Bilder später bewiesen. Chemnitz bemühte sich weiter, Erfurt glänzte durch Passivität - bis auf eine Szene: Rechts ließ Becker Erfurts Brunnemann flanken, 3m vor dem Tor stand Hebestreit und donnerte von Baumann unbehelligt den Ball unter die Latte.

Danach ging es genau so weiter. Chemnitz bemühte sich, war aber in den Mitteln sehr beschränkt. Baumann hatte jedoch trotzdem seine Chancen (33., 36.), wenn auch nur nach Standards. Doch auch Zentimeter vorm Tor und unter gütiger Mithilfe von RWE-Torwart Orlishausen brachten die CFC-Mannen den Ball nicht ins Tor. Erfurt wurde bis zum Halbzeitpfiff nicht mehr der Nähe des Chemnitzer Tores gesehen.

Zur 2. Halbzeit gibt es dann nicht mehr viel zu erzählen. Erfurt bemühte sich die Führung wenigstens annähernd zu rechtfertigen und hatte durch Schnetzler die beste Chance die Führung zu festigen. Süssner verhinderte dies jedoch im Duell Mann gegen Mann (63.). Für Chemnitz hatte Lenk kurz vor Spielschluss noch die Möglichkeit zum Remis, aber sein Kopfball verfehlte dann doch das Tor (82.). Und so blieb es am Ende beim 1:0 für Erfurt, dass die zahlreiche Anhängerschaft und die Spieler natürlich frenetisch feierten. Denn für die Rot-Weißen war es in dieser Spielzeit die erste Reise, die sich wirklich gelohnt hatte, das heißt es war der erste Auswärtssieg.

Die Partie heute gegen den FC Rot-Weiß Erfurt war symptomatisch für den Chemnitzer FC in diesen Tagen. Zwar sind Wille und Einsatz erkennbar. Doch was fehlt, sind zum einen die Grundlagen des Fußballspiels (Ball annehmen, genaues Abspielen, die Laufwege der Mitspieler kennen, Laufduelle gewinnen, usw.), bzw. die Fähigkeit dies Anzuwenden. Dazu kommt, dass genau der Biss fehlt, der den Unterschied zwischen Erfolg und Niederlage ausmacht. Und genau das ist auch das Bild, das derzeit die Vereins- und sportliche Leitung vermittelt. Das Bemühen um eine strukturierte Planung für die kommende, harte Spielzeit ist da, wie die Vertragsverlängerung von Adamu zeigt. Doch wenn man andere Entscheidungen und Aussagen des Vorstandes und des Trainerstabes betrachtet, kommen Zweifel an deren Kompetenz. Denn wenn sich der Cheftrainer des Chemnitzer FC im TV-Interview hinstellt und sagt, er müsse die Fehler der letzten Jahre ausbaden, dann ist das sicher nicht aus der Luft gegriffen, es zeichnet aber ein verheerendes Bild über die Motivation und Einstellung. Und so muss man sich als leidgeprüfter himmelblauer Anhänger schon um die Zukunft des Vereines sorgen. Die Worte „sofortiger Wiederaufstieg“ in Zusammenhang mit den CFC zubringen, erscheint in diesen Tagen genauso abwegig, wie Michael Ballack zurück zum einzig wahren CFC, dem Chemnitzer FC zu holen.

Wertung: 5 (der eine konnte nicht, der andere wollte nicht)

Bester Himmelblauer: entfällt

33. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Samstag, 22. April 2006, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 3.276
Schiedsrichter: Metzen (Erftstadt-Liblar)
Chemnitzer FC
T Süssner
A Baumann (82. Jazwinski)
A Görke
A Becker (63. SchumannGelbe Karte)
M Kunert
M Göhlert
M Adamu
M Wölfel (63. Mayer)
M Devoli
S Lenk
S Rolleder

Trainer: Müller
FC Rot-Weiß Erfurt
T Orlishausen
A Pätz (86. Müller)
A Bertram
A Holst
A KühneGelbe Karte
M Brunnemann
M Hanke
M Schnetzler
M Six
S Kumbela (59. David)
S Hebestreit

Trainer: Dotchev
Tore
0:1 Hebestreit (12.)