Spielbericht

3. Spieltag - Regionalliga Nordost - Saison 2018/2019
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:0
BFC Dynamo
BFC Dynamo

Tradition stirbt manchmal

von Pelzhut

Es war irgendwann in den frühen 80ern, als ich als kleiner Junge mit meinen familiären Bezugspersonen zum ersten Mal „beim Club“ war. Der Gegner war der damalige DDR-Dauermeister BFC Dynamo, die Zuschauerzahl war fünfstellig und der FCK verlor wie seinerzeit traditionell üblich das Spiel, ich glaube mit 1:2. Ich entsinne mich an eine noch nicht überdachte Tribünenseite im Dr. Kurt-Fischer-Stadion, an einen durch wenige Zaunfahnen erkennbaren Heimfanblock in der Mitte der Gegengerade (!) und sehr kritische Gedanken der Zuschauer gegenüber dem Schiedsrichter, dem offenbar die Unparteiigkeit fehlte. An gegnerische Fans kann ich mich nicht erinnern, nur an die Warnung, dass mit denen nicht zu spaßen sei.

Ein reichliches Vierteljahrhundert später ist die (Fußball-)Welt eine ganz andere und die Liga auch. Statt in der obersten traf man sich nun in der 4. Liga wieder und lieferte am Beginn der Saison 2018/2019 ein ausgesprochen spannendes Spiel ab. In der Hitze dieses Sommers schenkten sich beide Mannschaften wenig und zeigten, dass sie ambitionierte Ziele haben. Chancen gab es auf beiden Seiten, das Spiel war lange Zeit ausgeglichen und am Ende gab es dann mit dem Chemnitzer FC doch einen verdienten Sieger.

Der 2. Sieg innerhalb weniger Tage lag dabei vor allem an drei Dingen: Erstens war bei unseren himmelblauen Jungs der unbedingte Wille erkennbar, etwas reißen zu wollen. Mit viel Engagement, Kampf und Konzentration gelang es, den Gegner fast dauerhaft unter Druck zu setzen und noch vorhandene Mängel in der mannschaftlichen Abstimmung zu kompensieren. Zweitens zeigten sehenswerte Einzelleistungen, welche Qualität im derzeitigen CFC-Kader schlummert. Neben grandiosen Reaktionen unseres Torwarts, dessen Name nicht nur an einen Künstlernamen erinnert, sondern der auch ein echter Könner seines Faches zu sein scheint, sind dabei das 1:0 durch Tobias Müller zu nennen (wohltuend zu sehen, dass selbst aus traditionellen Chancentod-Standards wie der legendären „Club-Ecke“ Tore generiert werden können), die Spielübersicht von Denis Grote und die schauspielerische Leistung eines Daniel Frahn. Dass der das auch als solche deklarierte (ein vom Schiedrichter nach Intervention vom „gefoulten“ Frahn revidierter Elfmeterpfiff in der 67 Minute) spricht für seinen Charakter, das zweite Tor dann für den der Mannschaft. Und drittes war die Kulisse an der Fischerwiese erneut grandios. Was die Südkurve derzeit qualitativ und quantitativ leistet, ist nicht nur für Viertligaverhältnisse besonders und steckt auch die Sitzplatzfreunde der Gegengerade an. Das scheint sich auf die Mannschaft zu übertragen und kann im weiteren Saisonverlauf ein signifikantes Merkmal im Kampf um einen Spitzenplatz sein.

So standen am Ende ein verdienter Sieg auf der Leuchttafel und die Erkenntnis, dass Traditionen entgegen sonstiger Fanmeinung auch endlich sein können. Zum Beispiel die, dass der BFC gegen unseren himmelblauen Fußballclub immer gewinnt.

Eines aber hat sich zwischen all den Jahrzehnten (siehe oben) nicht verändert: Wir unterließen jeweils den Gang zur Imbissbude. Damals wollten sich meine Geldgeber die 95 Pfennige für die Bockwurst mit Senf sparen, am Mittwoch sparten wir uns die Zeit des Anstehens. Diese dauerte nach Betroffenenangaben in der Gegengerade zum Teil über eine halbe Stunde. An dem schon häufig an verschiedenen Stellen benannten Cateringdefiziten hat sich seit Eröffnung des neuen Stadions offenbar wenig geändert und das ist mindestens an besonders heißen Tagen ein echtes Problem. Wenn man nicht, wie in anderen Stadien üblich, mit einem mobilen Getränkeverkauf Abhilfe schaffen kann, sollte man über eine moderatere Interpretation von §6, 2.d der Stadionordnung nachdenken und mitgebrachte Getränke im Stadion erlauben. Oder es gelingt, das Problem zu lösen, bevor es zu einer Tradition wird.

Wertung: 2,5

Bester Himmelblauer: T. Müller

Trainerstimmen

Rene Rydlewicz (BFC) bei mdr.de:
"Vor einer guten Kulisse hat es richtig Spaß gemacht, Fußball zu spielen. Wir haben in der ersten Halbzeit wenig zugelassen, bis auf den Sonntagsschuss von Tobias Müller. Das Einzige, was richtig ärgerlich war, war der Schiedsrichter, der in der ersten Halbzeit jedes Vergehen mit Gelb ahndete. Auch müssen wir uns bei Daniel Frahn bedanken. Sonst hätte es dort Elfmeter gegen uns gegeben."

David Bergner (CFC) bei mdr.de:
"Wir sind froh, dass wir beide Heimspiele erfolgreich bestreiten konnten. In der Spieleröffnung sind wir hohes Risiko gegangen, was natürlich auch den ein oder anderen Fehlpass produzierte. Die Eckballvariante war einstudiert und umso schöner, dass Tobias den Ball so toll traf. Chancen gegen uns waren zu meist Produkte unserer eigenen Fehler. In der zweiten Halbzeit war es ein ausgeglichenes Spiel mit einem tollen Jakub Jakubov, der glänzend parierte."

3. Spieltag - Regionalliga Nordost - Saison 2018/2019
+++ Vorgezogenes Spiel +++
Mittwoch, 01. August 2018, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 6.233
Schiedsrichter: Ostrin (Eisenach)
Chemnitzer FC
T Jakubov
A Itter
A Hoheneder
A Velkov
A F. Müller
M T. Müller (71. MildeGelbe Karte)
M Langer (84. Karsanidis)
M GroteGelbe Karte
M GarciaGelbe Karte (89. Mauer)
S Bozic
S Frahn

Trainer: Bergner
BFC Dynamo
T Hendl
A Reher
A MalembanaGelbe Karte
A Brendel
A CepniGelbe Karte
M Mar. Rausch (76. Breustedt)
M LambachGelbe Karte (86. Silva)
M P. Schulz
M P. Twardzik
S Cubukcu
S Lewandowski (62. BrinkmannGelbe Karte)

Trainer: Rydlewicz
Tore
1:0 T. Müller (13.)
2:0 Milde (88.)