Spielbericht

18. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2010/2011
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:1
VFC Plauen
VFC Plauen

Die himmelblaue Reise auf dem Thermometer

von dFT

Mittwoch Abend, gegen 18 Uhr. Ein Blick auf das Thermometer empfiehlt eine weitere Schicht Klamotten und Kleingeld für den Glühwein, um auch den Rahmen des Bezirksderby „Spitzenreiter gegen Spitzenstädter“ erwärmend zu gestalten. -6,8°C.

Am Eingang die Erkenntnis, dass viele darauf pokern, möglichst erst knapp vor dem Anpfiff im Stadion zu sein. Am Ende werden offiziell 3057 Zuschauer, darunter auch eine kleine Delegation aus Plauen, anwesend sein und der Kälte von gefühlten -8°C trotzen.

Auf dem Platz der CFC in der erwarteten Aufstellung, Peßolat ersetzt den verletzten Wilke, vorn hat Schlosser mit seinen jüngsten vier Toren eine erneute Startelfaufstellung gerechtfertigt. Auch die Einstellung bietet zunächst Analogien zum wochenendlichen Spiel auf dem Dorf: der CFC um Spielkontrolle und ruhigen Aufbau bemüht, er bringt es bisweilen auf zu viel Kontrolle und Ruhe, zersetzt bisweilen selbige mit Unkonzentriertheiten. Die gefühlte Temperatur sinkt auf -9°C.

Plauen mit Bachmann in der Startelf, welcher sich durchaus als Aktivposten, dabei aber zugleich auch als nach wie vor ungefährlich vor dem gegnerischen Gehäuse erweist. Im Prinzip ein Spiegelbild der VFC-Elf, die bissig und gedanklich schneller als der CFC in die Zweikämpfe geht, hinten sicher steht, auch insgesamt über weite Strecken der Partie selbige kontrolliert und mit weniger Fehlern durchs Mittelfeld kombiniert. Allerdings eben ohne deswegen großartige Torgefahr zu erzielen. Auf den Rängen schwelgt man in Erinnerungen an frühere überstandene Eisschrankspiele wie gegen 1860 und St.Pauli im Sportforum. Ein Teilnehmer gesteht frostig, im Herbst 1860-Bielefeld gesehen zu haben. Die gefühlte Temperatur sinkt auf -10°C.

In einem Spiel, in dem nicht viel geht, müssen Standardsituationen herhalten. Das Geburtstagskind schießt wenige Minuten zuvor nur ein Loch in die Mauer, weshalb Trehkopf nach 26 Minuten aus halbrechter Position die linke Klebe auspackt und den Freistoß im rechten unteren Eck versenkt. Die Zänkischen wollen vorher ein Foul an einem Plauener gesehen haben, was die Fernsehbilder im Vergleich zum Foul an Löwe nicht auflösen können. Egal, die gefühlte Temperatur kehrt zurück auf den Ausgangswert.

Der Führungstreffer ändert entgegen der Phrase nicht viel am Spiel, sondern eben nur den Spielstand. Plauen kickt gefällig aber ungefährlich, der CFC bemüht, aber lahm und auch ungefährlich. Kurz vor der Pause dann plötzlich doch noch ein Aufreger, als -nach einem Standard, logisch- zunächst Richter und dann Förster, der sich abermals auf engstem Raum durchsetzt, im Strafraum der Plauener scheitern. Die gefühlte Temperatur bleibt, wo sie ist und wird in der Halbzeitpause durch Heißgetränke spürbar verbessert.

Dies erhofft sich das Publikum auch vom in der zweiten Hälfte auf seine Südkurve angreifenden CFC, muss jedoch rasch erkennen, dass bei derart widrigen Temperaturen alle Prozesse langsamer ablaufen. Und deshalb ändert sich zunächst nichts. Der CFC immer noch etwas langsam und sich mit unzähligen Fehlpässen immer wieder selbst in die Quere kommend, Plauen nach wie vor gut organisiert und mit Zimmermann und Paulick in der Offensive durchaus um Erfolg bemüht. Nach 51 Minuten hat letzterer nach einer Ecke, die der CFC durch ein Fehlabspiel zunächst selbst eingeleitet und im anschließenden Gestocher im Strafraum nicht geklärt hat, dann mit einem Flachschuss aus etwa 11m ins lange Eck in der Tat Erfolg, 1:1. Die gefühlte Temperatur sinkt auf Werchojansker Verhältnisse.

Unmut wird hörbar. Über die Spielweise des CFC, der nach Sicherheit und der Lücke im Plauener Beton sucht, zunehmend mehr auch über den Unparteiischen, den das Publikum gleich mehrfach zu Handelfmetern überreden möchte. Müßig, dies zu diskutieren, allemal kommen so doch noch die nötigen Emotionen von den zuvor tiefgefrorenen Rängen und die Mannschaft geht nun entschlossener in die Duelle, läuft mehr ohne Ball, bietet immer mehr freie Anspielstationen. Die gefühlte Temperatur steigt allmählich wieder auf -8°C.

Vielleicht ist Plauen durch sein kraftraubendes, bis auf Paulicks Ausgleich aber fruchtloses Spiel auch am Ende der Kräfte, vielleicht will man auch den einen Punkt sichern. Fakt ist: man zieht sich weiter zurück, läuft weniger, die Lücken im Plauener Deckungsverbund werden -insbesondere auf der linken Seite der Himmelblauen- immer größer und ab etwa der 70.Minute drückt der CFC die Spitzenstädter immer stärker in deren Strafraum. Dazu tragen auch die eingewechselten Sträßer und Dobry bei – ein toller Luxus, solche Optionen von der Bank bringen zu können. Die größte Chance versiebt der ebenfalls eingewechselte, in seinem ersten Einsatz für die Guten aber noch etwas nervöse Kurbjuweit, als er in Minute 81 den gegnerischen Torwart aussteigen lässt und an Plauens Zeiger scheitert. Die gefühlte Temperatur steigt ob des endlich fast wie ein Spitzenreiter spielenden CFC auf -3°C.

Doch die Uhr tickt, Plauen sehnt den Abpfiff herbei, Person übt zum wiederholten Mal das Schnürsenkelbinden und findet auch sonst jede Menge Zeit, die er nicht braucht. Auf den Traversen streitet die Furcht vor dem besiegelnden Konter mit der Hoffnung, die sich bietenden Lücken nun doch noch zum großen Finale zu nutzen. In der Nachspielzeit ist es soweit. Beinahe aus dem Mittelkreis schaufelt Trehkopf einen Freistoß mittig in den Strafraum, über Richter und Kurbjuweit gelangt der Ball am Fünfmeterraum zu Förster, der sich blitzschnell dreht und den Ball zum finale furioso im rechten unteren Eck versenkt. Die gefühlte Temperatur steigt angesichts der herausbrechenden Emotionen im Stadionrund sprunghaft auf gefühlte +3°C, weshalb dem CFC an diesem kalten Mittwoch Abend schon wieder 3 Pluspunkte aufs Konto gebucht werden.

Was bleibt neben den drei Punkten? Wenn die Mannschaft mit der richtigen Einstellung und Laufbreitschaft ins Spiel geht, macht ihr in der Liga niemand mehr etwas vor. Wenn nicht, dann schon. ;-) Gegen Plauen war das Spiel des CFC sehr linkslastig, weder das Geburtstagskind Garbuschewski noch Kurbjuweit konnten auf rechts vergleichbar wirksam werden. Schmidt bekommt nun auch die ekligen langen Freistoßflanken sicher zu fassen und vorn hat der Trainer gleich die Qual der Wahl, wer da zuerst aufs Feld gelassen wird. Unverdient? Glücklich? Doch verdient, weil ein Spiel 90 Minuten dauert? Egal, am Samstag kommt der HFC, dann geht’s erneut um drei Punkte.

Wertung: 2,5 (vor allen wegen des glücklichen Endes)

Beste Himmelblaue: Strässer, Trehkopf

Pressestimmen

MDR-Online

Chemnitz gewinnt in letzter Sekunde

[..] Der VFC stand hinten sicher und machte mit viel Laufbereitschaft die Räume eng. Den Chemnitzern fiel zunächst nicht viel ein, um diesen Abwehrriegel zu knacken. [..] In der Nachspielzeit schaffte dann Benjamin Förster den erlösenden 2:1-Siegtreffer für Chemnitz. Nach einem Freistoß, den Trehkopf von der Mittellinie in den Plauener Strafraum schlug, kam Förster im Gewühl irgendwie an den Ball und konnte ihn über die Linie schieben. Pech für den tapferen VFC, Glück für den Tabellenführer.

Freie Presse

CFC mit Last-Minute-Sieg

[..] Nach dem Ausgleich zeigte der CFC endlich das Angriffsspiel, das die 3057 Zuschauer bei klirrender Kälte sehen wollten. Die Schädlich-Elf spielte ihre läuferischen Vorteile aus, besann sich auf ein konsequentes Flügelspiel und sorgte so für viel Gefahr im VFC-Strafraum. Nachdem der eingewechselte Tobias Kurbjuweit (88.) noch mit einem Schuss an der dicht gestaffelten Abwehr der Plauener gescheitert war, stand Benjamin Förster in der Schlussminute goldrichtig. Nach einer Freistoßflanke von Trehkopf vollendete er freistehend. [..]

Vogtland-Sport

In letzter Sekunde noch verloren

Der Punkt war eigentlich schon auf dem VFC-Konto gebucht, doch dann kam Förster. Beim Gastspiel des Fußball-Regionalligsten VFC Plauen in Chemnitz sah alles nach einem sensationellen 1:1-Unentschieden aus. Kurz vor dem Schlusspfiff leisteten sich die Vogtländer aber noch den entscheidenden Fehler und standen am Ende mit leeren Händen da. [..]


Trainerstimmen

Gerd Schädlich (MDR-Online):
"Es war ein glücklicher Sieg. Plauen hat es hier richtig gut gemacht. Erst nach dem 1:1 haben wir angefangen Fußball zu spielen. Es hat einfach an der Einstellung gefehlt. Meine Mannschaft hat "Beamtenfußball" gespielt, denn mit 50 Prozent kann man Plauen nicht besiegen."

Ronald Färber (MDR-Online)
"Über die 90 Minuten gesehen war es ein schmeichelhafter Sieg für den CFC. In der 1. Halbzeit haben wir gut gestanden aber versäumt Nadelstiche zu setzen. Dem 1:0 des CFC ging eine Fehlentscheidung voraus, denn es hätte vorher Freistoß für Plauen geben müssen. Nach der Halbzeit ist es uns gelungen, besser nach vorne zu spielen, was mit dem Ausgleich belohnt wurde. Ab der 70. Minute sind wir unter Druck geraten und konnten keine Entlastung mehr schaffen. Der Zeitpunkt des letzten Tores war sehr unglücklich und meine Mannschaft ist jetzt ziemlich bedröppelt."

18. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2010/2011
+++ Nachholespiel +++
Mittwoch, 23. Februar 2011, 18:30 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 3.057
Schiedsrichter: Siebert
Chemnitzer FC
T Schmidt
A Bankert
A Richter
A Trehkopf
A Schaschko
M LöweGelbe Karte
M Peßolat
M Tüting (58. Sträßer)
M Garbuschewski (75. Kurbjuweit)
S Schlosser (58. Dobry)
S FörsterGelbe Karte

Trainer: Schädlich
VFC Plauen
T PersonGelbe Karte
A Six
A Zeiger
A Schulze (84. Schröder)
A Hoßmang
M Rupf
M Bachmann
M Petrick (71. Sonnenberg)
M Paulick (88. Müller)
S Boden
S ZimmermannGelbe Karte

Trainer: Färber
Tore
1:0 Trehkopf (26.)
1:1 Paulick (51.)
2:1 Förster (90.)