Spielbericht

Viertelfinale - Sachsenpokal - Saison 2002/2003
VFC Plauen
VFC Plauen
3:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

2 Minuten himmelblaue Glückseligkeit

von Erik Büttner

Eine feuchte Kühle lag an diesem Mittwochabend über dem flutlichtgetränkten Vogtlandstadion. Die Plauener feierten ihren VFC, die Chemnitzer steuerten frustriert ihr Auto an, oder legten ihre Wut auf den Rücken der wenigen Spieler ab, die sich noch an den Zaun des Gästekäfigs wagten. Was keiner Wissen konnte, das Viertelfinalspiel um den Sachsenpokal sollte die letzte Partie mit Matthias Schulz als Cheftrainer des CFC werden.
Der hatte seine Mannschaft wieder einmal umgebaut. Der zuletzt schwache M'boma musste neben dem wieder einsatzfähigen Hoffnungsträger Tchipev auf der Bank Platz nehmen. Für den Kameruner sollte Rolleder das Spiel ankurbeln. Rechts spielte wieder Meyer und in der Abwehr Jan Schmidt.
Das Spiel hatte kaum begonnen, die Chemnitzer Fans verweigerte noch jegliche akustische Unterstützung, da rannte Chemnitz das erste mal vielversprechend auf VFC-Torwart Golle zu. Die Aktion endete aber in einer ertragslosen Ecke. Nur Sekunden später: Ein Freistoß nahe der Torlinie wird von Gemeiner ausgeführt und der Plauner Mannschaftskapitän René Krasselt überspringt die komplette CFC-Abwehr und netzt nach 6. Minuten (!) ein. Jubel in dem Teil des Vogtlandstadion mit hohem VFC Anteil. Wieder einmal Frust und Wut bei den ca. 500 mitgereisten Fans aus der Bezirkshauptstadt.
Das Spiel des CFC in der Folgezeit einfach nur ein mittelschweres Drama. Während beim VFC der Ball sicher durch die Reihen lief und teilweise schöne Kombinationen vom Anhang gefeiert wurden, kamen beim Regionalligisten selbst Pässe über weniger als 10 Meter nicht am Ziel an. Bei den wenigen Offensivaktionen fehlte dann den Chemnitzern auch noch das Glück. Nach dem Rainer Krieg Golle schon überspielt hatte, konnte ein Plauener in letzter Sekunde den Ball noch aus dem leeren Tor schlagen.
Kurz vor der Halbzeit erhielt der CFC dann die Quittung für das lust- und mutlose Spiel der ersten Halbzeit. Während die Himmelblauen zu dritt (!) einen Plauener attackierten, kann der trotzdem auf den am Strafraum völlig frei stehenden Curri spielen, der ablegt auf Richter. Seinen Schuss pariert Süssner noch, doch der Ball landet wieder vor Curris Füßen. Er tanzt ein bissel im Strafraum rum und schiebt anschließend unter dem Jubel der 2193 Plauener (die Chemnitzer hatten sie wahrscheinlich vergessen zu zählen) ein. Die CFC-Abwehr schaute interessiert zu, wollte aber offensichtlich Curri nicht in seinem künstlerischen Werk stören.
Nach dem Seitenwechsel brachte dann Matthias Schulz den genesnen Tchipev und Mboma für Jan Schmidt und den wirkungslosen Rolleder. Noch aber zeigte die Neuen keine Wirkung, statt dessen düpierte Curri eins ums andere Mal die CFC-Verteidigung.
Nach knapp 10 Minuten dann doch so etwas wie Gefahr für das Plauener Gehäuse. Mboma hatte Demir schön angespielt. Der aber lupfte knapp über das Tor. 8 Minuten später machte er es besser. Nach einem Pass von rechts steht der CFC-Stürmer, der noch einer der Besten war, völlig frei am langen Pfosten und hat wenig Mühe zu verwandeln. Der Jubel im Block der Chemnitzer hielt sich trotz des Anschlusstreffers arg in Grenzen. Zu schwach, besonders in Hälfte eins, war die bis dato gezeigten Leistung.
Dennoch ein wenig verdient war das Tor schon, denn die Einwechslung von Tchipev hatte dem himmelblauen Spiel noch einmal Impulse gegeben. Die Folge, Plauen zog sich immerweiter zurück, der CFC ging volles Risiko und drückte auf den Ausgleich. Der Lohn gut 10 Minuten vor dem Abpfiff: Der kleinliche Schiri Schößling hatte auf Foul an Krieg kurz vor der Strafraumgrenze entschieden. Demir ließ sich die Chance nicht nehmen und versenkte wie schon in Uerdingen den Ball halbhoch im Tor. Während der VFC-Anhang betröpfelt drein schauten, tobten im Gästeblock die Fans vor Jubel. Der Frust und die Wut der vergangenen 80 Minuten war vergessen.
Die himmelblaue Glückseligkeit hielt aber nur 180 Sekunden. Über rechts war Curri gelaufen, der schwache Mehlhorn stellte sich ihm nur alibihaft in den Weg, so dass es für den kleinen Plauener nicht wirklich ein Problem war den Ball auf Zapyschnyi zu flanken, der alleingelassen auch nur noch seinen Kopf ranhalten brauchte.
Plauen vergab anschließend noch die Möglichkeit alles klar zu machen, als Curri den Ball am leeren Tor - Süssner stürmte fleißig mit - vorbei schob.
Auch der CFC blieb nicht chancenlos, doch zu umständlich wurde vor dem Tor agiert. Und auch das Glück fehlte erneut: Ein klares Foul an Demir war es Schiri Schössling nicht wert, auf den Elfmeterpunkt zu zeigen.
Fazit: Letztlich verliert aber der Chemnitzer FC verdient in Plauen. Die erste Halbzeit war ein einziges Armutszeugnis. Einige himmelblaue Akteure konnten den Eindruck der Arbeitsverweigerung nur schwer vertuschen. Nach der Einwechslung von Tchipev - trotz seines nur 45-minütigen der Beste Chemnitzer - lief es besser, aber lange nicht gut. Die Tore waren nicht unverdient, dennoch glücklich und nur dem Umstand zu verdanken, dass der VFC zurücksteckte. Es ist schon traurig, dass einem Oberligisten eine durchschnittliche Leistung ausreicht um einen höherklassigen CFC hochverdient zu schlagen.
Ob ein neuer Trainer jetzt mehr Glück mit dieser Mannschaft hat, wird sich zeigen. Zu wünschen ist es ihm, aber er sollte es sich auch wirklich gut überlegen, ob er wirklich mit diesem Team zusammenarbeiten möchte.

Wertung: 3,5 (Kein schlechtes Spiel, aber nur wegen Plauen)

Beste Himmelblaue: Tchipev, Meyer, Demir

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Viertelfinale - Sachsenpokal - Saison 2002/2003
Mittwoch, 30. Oktober 2002, 19:00 Uhr
Vogtlandstadion, Plauen
Zuschauer: 2.139
Schiedsrichter: Schößling (Leipzig)
VFC Plauen
T Golle
A Richter
A Krasselt
A Dashi
M Risch
M Hölzel
M Gemeiner
M Schulze
S Curri
S Zapyschnyi
S Brust (65. Pannach)

Trainer: Müller
Chemnitzer FC
T Süßner
A Mehlhorn
A Zedi
A Schmidt (46. Tchipev)
M Biermann
M Göhlert
M Walther
M Meyer
S Demir
S Rolleder (46. Mboma)
S Krieg

Trainer: Schulz
Tore
1:0 Krasselt (6.)
2:0 Curri (44.)
2:1 Demir (61.)
2:2 Demir (79.)
3:2 Zapyschnyi (81.)