Ultras Kutten Hooligans - Fußballfans in Ost-Berlin

Ultras Kutten Hooligans - Fußballfans in Ost-Berlin
von Frank Willmann, Harald Hauswald

Einband: Broschur
Inhalt: 120 Seiten
Verlag: Jaron Verlag
Erscheinungsjahr: 2008
ISBN-10: 3897735881
ISBN-13: 978-3897735880
Preis: 14,90€
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Ultras Kutten Hooligans - Fußballfans in Ost-Berlin

Eine Rezension von Norman Schirmer (15.12.2008)
Plötzlich bewegt sich etwas. Bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, es ist der Ball. Im trüben Licht huschen Männer an uns vorbei, sie sind verdreckt und starren ausdruckslos. Wir befinden uns An der alten Försterei und sehen dem 1.FC Union Berlin dabei zu, wie er versucht, gegen Rot-Weiß-Erfurt Fußball zu spielen.

Unionfans auf der Fiwi Anno 1989Kürzlich erst war der Autor dieses Buches, Frank Willmann, zu Gast im Chemnitzer Fanprojekt und las dort aus „Stadionpartisanen“ vor, seinem letzten Werk. Natürlich nicht ohne auf die anstehende Neuerscheinung hinzuweisen.
Und so kommt auch diese Rezension nicht ohne Querverweise zu den jüngeren Büchern Willmanns aus. Denn wie schon „Der Meisterclub“ und „Stadionpartisanen“ hat auch „Ultras Kutten Hooligans“ den Berliner Fußball zum Thema, speziell dessen Begleiterscheinungen aus über 40 Jahrzehnten. Der Autor, der eigentlich beinharter Jenaer ist, präsentiert auch hier Anekdoten und Erinnerungen Berliner Fans und dem ganz besonderen Verhältnis unter den Hauptstadtrivalen, dem BFC Dynamo und Union Berlin. So lesen sich manche Kapitel wie lebendige Berichte aus einem guten Fanzine. Ohne Prans und dicke Hose, einfach nur schön erzählt. Geschichten hinter der Geschichte.

Wir haben drei Minuten Aufenthalt. Die reichen zum Durchkämmen des Bahnhofs. Ein magerer Union-Aufnäher läuft uns über den Weg. Kung Fu ist der Schnellste, sehr zum Leidwesen des Trägers und der zwei Typen, die daneben stehen, die meinen, mitreden zu müssen. Alle drei werden kurzerhand weggeräumt – zwei von Kung Fu, einer von Sommer. Geht sehr schnell und sieht gut aus. Alles ruft: Polizei, Polizei! BFC heißt die Antwort.

Wie bei einem Buch über den Ostfußball zu erwarten, nimmt auch die legendenschwangere Vergangenheit ihren gebührenden Platz ein. Das Kapitel „Gewalt beim Fußball“ behandelt unter anderem jene Zustände, wie sie im DDR-Oberligafußball die Regel waren. Ungeschönt und roh wird anhand des Auswärtsspiels des BFC bei Rot-Weiß-Erfurt Anfang der Achtziger ein wirklich krasser Tag aus Sicht des BFC-Anhangs geschildert. Wohltuend ist, dass Frank Willmann es bei diesem einen beispielhaften Kapitel belässt und so gewalttätige Endlosschleifen der sich doch immer stark ähnelnden Vorfälle verhindert, die manch anderes Buch auf dem Fußballliteraturmarkt so ermüdend machen. Auch Andreas Gläser, ebenfalls einschlägig bekannt als (Fußball-)autor, erzählt brillant, »weshalb ich die Situation schwer aus meiner Sicht schildern konnte«. Verbandsligakiez vom Feinsten.

Die Ärztin wiederholt stockend meine Worte: »Fußball … Polizei?« Ich ergänze: »Pfefferspray.« – »Iist in Deutschland der Einsatz nicht verrbotten?« Der guten Frau ist klar, dass ich unschuldig bin. Alles wird schlimmer, nur ihr Geschäft läuft besser.

Aufgewertet wird dieses Buch durch eine ganze Latte wirklich hochwertiger Szene-Fotografien des Berliner Fotografen Harald Hauswald, dessen demnächst u.a. in Erfurt und Dresden gezeigten Ausstellungen ich hiermit wärmstens empfehle. Es mag etwas abgedroschen klingen, aber Hauswalds Bilder sagen wirklich mehr als tausend Worte.

Ultras Kutten Hooligans versteht sich nicht als ultimative Chronik des Berliner Fußballgekloppes. Wer so was erwartet, liegt hier falsch. Auch wenn die Bilder kaum Gänseblümchen oder friedliche Polonaisen zeigen. Vielmehr wird der Leser schon beizeiten daran erinnert, dass die Gegenwart für die beiden Berliner Vereine nicht besonders rosig aussieht. Die Gegner des ehemaligen Meisterclubs BFC Dynamo heißen heute Tasmania Neukölln oder Yesilyurt. Und man erfährt eben auch, dass diese sogar manchmal in der Halbzeit führen. Unterklassiger Fußballalltag as it’s best. Richtig spannend wird’s eben nur, wenn wieder mal ein Derby zwischen den alten Rivalen ansteht, wenn auch nur mit Beteiligung von Unions Zweiter. An diesen Tagen flackert das alte Feuer wieder kurz auf.

Bis Berlin müssen wir ohne Alkohol auskommen. Ich gehe aufs Klo und kühle meine geschwollene Hand. Man, sind das Schmerzen! Das heißt wohl wieder zwei Wochen Gips. Die werden sich freuen im Krankenhaus: »Na, auch mal wieder da?« Wir packen die Skatkarten aus. Kerstin darf meine halten.